Oil, gas and mining

NORD STREAM-ANSCHLAG: Ermittler schweigen – Pipeline-Sprengung in der Ostsee wirft weiter Fragen auf



Vor einem Jahr – inmitten geopolitischer Spannungen rund um Russlands Einmarsch in die Ukraine und der Gaskrise in Deutschland und Europa – rissen Explosionen mehrere Löcher in die am Grund der Ostsee verlegten Erdgas-Leitungen Nord Stream 1 und 2. Einigkeit gibt es bei einem Punkt: Es war Sabotage. Alles weitere bleibt bislang ein Rätsel. Theorien zu den Hintergründen führen in die Ukraine, Russland oder die USA.

Was ist passiert?

Am 26. September wurden an Teilen der Pipelines in internationalen Gewässern vor der dänischen Insel Bornholm und der schwedischen Südküste mehrere massive Gaslecks festgestellt. Erste Ermittlungen ergaben, dass Explosionen unter Wasser die Leitungen schwer, womöglich irreparabel beschädigt haben. Tagelang trat noch Erdgas aus, bis sich die Rohre geleert hatten.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Russland die Gaslieferungen durch die Rohre von Nord Stream 1 vor dem Hintergrund westlicher Sanktionen bereits eingestellt. Die neue Pipeline Nord Stream 2 war seit Monaten fertiggestellt, wenige Tage vor Russlands Angriff auf die Ukraine Ende Februar legte die Bundesregierung das Projekt aber auf Eis. Die neuen Leitungsstränge – Baukosten: rund zehn Milliarden Euro – wurden nie in Betrieb genommen.

Besonders Nord Stream 2 hatte zuvor jahrelang für Streit gesorgt: Deutschland trieb zusammen mit Russland trotz der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim-Halbinsel im Jahr 2014 den Bau voran – gegen den heftigen Protest der USA sowie ost- und mitteleuropäischer Staaten wie Polen und der Ukraine.

Schweigende Ermittler

In Deutschland, Schweden und Dänemark wurden wegen der Pipeline-Sabotage Ermittlungen aufgenommen, die allesamt noch nicht beendet sind. Mit öffentlichen Erklärungen halten sich die zuständigen Behörden zurück, was Beobachter auf die potenzielle diplomatische Tragweite des Vorfalls zurückführen. 

“Haupthypothese ist, dass ein Staat dahinter steckt”, sagte im April der schwedische Staatsanwalt Mats Ljungqvist. In der vergangenen Woche kündigte er an, dass sich die schwedischen Ermittlungen kurz vor dem Abschluss befinden.

Deutsche Ermittler durchsuchten im Januar eine Segeljacht, die möglicherweise für den Transport des Sprengstoffs für die Sabotage verwendet wurde. Die Bundesanwaltschaft lehnte es ab, sich zu Medienberichten zu äußern, wonach ein Team von fünf Männern und einer Frau die Yacht “Andromeda” im Rostocker Hafen gechartert haben soll: Identität und Motive der Täter seien Gegenstand der laufenden Ermittlungen.

Zahlreiche Medienberichte

Eine Reihe von investigativen Recherchen führten zu viel beachteten Berichten – von denen allerdings keiner bislang offiziell bestätigt wurde. Nach Angaben des niederländischen Sender NOS, der “Zeit” und der ARD etwa hatte der niederländische Militärgeheimdienst die CIA drei Monate vor den Explosionen vor ukrainischen Plänen zur Sprengung der Pipeline gewarnt. Ein Bericht der “Washington Post” ging ebenfalls in diese Richtung.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wies den Vorwurf, sein Land stecke hinter der Sabotage, wiederholt zurück. Investigativreporter der “New York Times” berichteten, nach Erkenntnissen der US-Regierung stecke eine “pro-ukrainische Gruppe” hinter den Detonationen. Es gebe aber keine Hinweise auf Mitwissen oder gar Verwicklung des ukrainischen Präsidenten.

Der “Spiegel” und das ZDF gingen ihrerseits der Spur der “Andromeda” nach. Ihren Recherchen nach führt ein gefälschter Pass, mit dem das Segelboot gemietet wurde, zu einem ukrainischen Soldaten. Die Chartergebühr sei zudem von einem in Polen registrierten Unternehmen bezahlt worden, das Verbindungen zu einer Frau in Kiew habe.

Dänische Medien berichteten hingegen, dass ein auf U-Boot-Einsätze spezialisiertes russisches Marineschiff Tage vor den Explosionen in der Nähe fotografiert worden sei.

Der bekannte US-Investigativreporter Seymour Hersh sorgte mit einem Bericht für Aufsehen, demzufolge US-Marinetaucher bereits im Juni 2022 Sprengsätze an den Gaspipelines angebracht haben sollen. Diese seien im September ferngezündet worden. Die US-Regierung hat dies entschieden zurückgewiesen. Unabhängige Faktenprüfer wiesen auf Ungereimtheiten in dem Hersh-Bericht hin.

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